Chor der Auferstehungskirche Herford-Laar
 

Planungen


Zweites Halbjahr 2024

Konzert 30. Dezember 2024
Auferstehungskirche Herford-Laar

Die Komponisten und ihre Werke

Antonio Vivaldi  1678 – 1741
GLORIA  in D  RV589

Vivaldis Tonsprache in dieser Komposition ist „voll glühender Begeisterung, tiefem Entzücken und Mystik“.
Dieses wohl bekannteste geistige Werk Vivaldis ist mit Sicherheit zu seinen bedeutendsten kirchenmusikalischen Schöpfungen zu rechnen. Es ist nicht Teil einer zusammenhängenden Messvertonung. Die Vertonung einzelner Messe-Sätze ist an sich nicht außergewöhnlich, verlangten doch bestimmte Anlässe eine besondere Ausgestaltung einzelner Sätze oder spezielle Neukompositionen. Bei dem Werk deutet die Besetzung der Vokalsoli - lediglich Alt und Sopran - wohl eher auf die aufführungspraktischen Gegebenheiten am Ospidale hin. Das Autograph ist undatiert. Vivaldis eigene Aussagen zur Chronologie seiner Werke scheinen aufgrund stilistischer Merkmale äußerst problematisch. Ihm standen alle Affekte und kontraktbetonende Satzweisen der Neapolitaner, wie auch der „offizielle“ Stile antico zur Verfügung. So ist die genaue Entstehungszeit nicht zu bestimmen. Es ist aber denkbar, dass die erwähnte Zuwendung von 50 Dukaten vom 2. Juni 1715 im Zusammenhang mit diesem GLORIA zu sehen ist. Das Werk ist groß angelegt. Es ist kantatenmäßig und im Stil  der  „Missa concertata“  in einzelne Abschnitte gegliedert, die sich in Besetzung, Satzart, Takt, Tonart und Affektgehalt unterscheiden.
GLORIA in excelsis  -  Et in terra pax  -  Laudamus te  -  Gratias agimus tibi  -  Propter magnam gloriam tuam  -  Domine Deus  -  Domine Fili unigeniti  -  Domine Deus agnus Dei  -  Qui tollis  -  Qui sedes -  Quoniam tu solus sanctus  -  Cum sancto spiritu.
In den Eckteilen und im Quoniam tritt je eine Oboe und Trompete (ohne Pauken) zum Streichorchester hinzu. Solistisch vertont sind  -  in weitgehender Übereinstimmung mit den Gepflogenheiten der Zeit  -  das  Laudamus,  das Domine Deus und das Domine deus agnus dei, sowie das beschwingte Qui sedes.  Eine zyklische Rundung erfährt das Werk durch die Wiederaufnahme von Themenmaterial des Anfangs im Quoniam. Hier ist das dem Choreinsatz vorausgehende mehrgliedrige Orchester Ritornell in concerto grosso  Manier behandelt.  Da die Motivgruppen frei kombinierbar sind, ergeben sich unterschiedlich lange Ritornell-Gestaltungen. Im Chorsatz wechseln homophone Gestaltungen mit polyphonen ab. Die Schlussfuge Cum sancto spiritu, die leicht modifiziert auch im anderen erhaltenen GLORIA Vivaldis erscheint, geht zurück auf die Schlussfuge eines doppelchörigen Glorias von Giovanni Maria Ruggieri. Vivaldi hat diese Fuge hier für einen Chor eingerichtet.
Vivaldis GLORIA RV 589  ist wegen gewisser Parallelen oft mit Bachs GLORIA aus der H-Moll Messe verglichen worden. Ein direkter Einfluss auf Bachs Gloria-Gestaltung ist allerdings durch nichts zu belegen. Das GLORIA D-Dur  RV 589 entstand in den Jahren 1713 und 1717 und erweist sich in seiner 12-teiligen Anlage als eines der umfangreichsten Werke Vivaldis mit liturgischem Text.
Von besonderer Schönheit ist der Satz Nr. 2 Et in terra pax. In ihm wird hörbar, wie der Frieden  -  Et in terra pax -  vom Himmel herabsteigt, eine weithin unbeachtet gebliebene faszinierende Schöpfung geistlicher Friedensmusik.


Giacomo Puccini      1858 – 1924
Messa a 4 voci con orchestra
(Messa di Gloria)
Bearbeitung für Kammerorchester (arr. J. Linckelmann)
Bes.:  Soli TBar, Coro SATB, Fl, Ob. Clt, Cor, Fg, Timp, 2 Vi, Va, Cc, Cb

Puccini komponierte seine „Messa di Gloria“  in den Jahren 1878 – 1880. Die musikalische Qualität, der Schwung und die Frische dieses Jugendwerkes veranlassen den Komponisten in späteren Opern seine Messe zu zitieren und sicherten dem Werk nach seiner Wiederentdeckung im Jahre 1952 eine stetig wachsende Beliebtheit. Mit der Bearbeitung für Kammerorchester – Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Pauke und Streicher – erhält der LAARER CHOR die Möglichkeit, dieses Werk aufzuführen, ohne dass der Chor durch ein groß besetztes Sinfonieorchester dominiert wird, wobei der sinfonische Charakter aber trotzdem erhalten bleibt. Diese Besetzung bietet eine optimale Balance von Durchsichtigkeit und orchestralem Klang. Sämtliche Vokalpartien – Solo und Chor – sind mit der Originalfassung identisch.
Das Dramatische in Puccinis geistlichem Chorwerk hat den LAARER CHOR zur Wahl dieser Komposition geführt. Diese Dramatik angemessen zur Geltung zu bringen, ist für den LAARER CHOR das Ziel der Einstudierung des jugendlichen Geniestreichs  Puccinis, der unter dem Namen  „Messa die Gloria“ bekannt gewordenen 4-stimmigen Messa des gerade mal  20-Jährigen. Die Messe von 1880 markiert das Ende von Puccinis Lehrzeit in seiner Heimaltstadt Lucca. Nach einer hochgelobten Aufführung am 12.7.1880 wurde das Werk allerdings nie wieder gespielt. Ob dieses Zufall war, oder ob Puccini das Jugendwerk eher verstecken wollte, oder ob die katholische Kirche dahinter steckte, der die Messa zu weltlich war, lässt sich nicht sicher beantworten. Erst 1950 wurde das Stück durch den amerikanischen Priester Dante del Fiorentino wieder ans Licht gebracht, der es bei Forschungsarbeiten zu einer Biographie entdeckte.  Er gab ihm den Titel  „Messa di Gloria“  und veröffentlichte es. Die Meinung der Musikkritik über die Messe ist eher zurückhaltend; vom vernichtenden Urteil bis zu  „allein die Messa weist von den Frühwerken auf das kommende Genie hin“  geht die Spannbreite. Eine Meinung , die sich nicht mit dem heutigen Empfinden deckt. Über verschiedene aktuell erhältliche CD Einspielungen und etliche Aufführungen bescheinigen dem Werk eine große Beliebtheit.  „Keineswegs vermittelt die Messe den Eindruck jugendlicher Spontanität und Frische – kaum eine Stelle, an der sich bereits an den späteren Puccini denken ließe. Das Werk strotzt vor frischer jugendlicher Spontanität, der Erfindung und bietet ein gutes Bild von Puccinis Begabung und Rang als Kirchenkomponist“.
Die im LAARER CHOR erklingende Fassung für Kammerorchester versucht die Messa di Gloria für kleinere Verhältnisse aufführbar zu machen. Die große sinfonische Orchesterbesetzung, die ja auch einen entsprechend großen Chor und viel Aufwand erfordert, wird ohne allzu starken Eingriff in das originale Klangbild in einen kammermusikalischen Rahmen übertragen.
Aus 17 Bläsern wurden sieben, und entsprechend konnte auch die Anzahl der Streicher reduziert werden, so dass statt eines Orchesters mit 50 Personen nun weniger als die Hälfte für eine Aufführung ausreichen wird. Vielleicht wird  ja dadurch der  „Messa di Gloria“  der weitere Weg erleichtert.
Dieses Werk ist Talentbeweis und Muskelspiel, es zeigt Puccinis melodischen Erfindungsreichtum, sowie sein Gespür für theatralische Wirkungen. Außerdem ist es ein Werk voller jugendlichem Überschwang:
Mit viel Sinn für dramatische Steigerungen und Kontraste, mit viel Emphase und Sinn auch für den akademischen Eifer des  noch-nicht-Studierenden etwa in der geschliffenen Kontrapunktik des Credo. Wie geschickt und schön sind die Gesangsstimmen gearbeitet. Jede Stimme ist in sich vollkommen melodisch geführt, sehr sanglich, mal hervortretend, mal sich unterordnend – das ist Musik, die Chorsänger begeistert!