Chor und Förderverein des Chores der Auferstehungskirche Laar.
Der Vorstand
Wilfried Baecker (Vorsitzender)
Tel. 05221 937322
Trotz Beginn der Ferienzeit und hochsommerlichen Temperaturen hat die Zuhörerschaft für ein fast ausverkauftes und begeistert aufgenommenes Konzert gesorgt.
Mehr als drei Jahrhunderte war das Oratorium verschollen, erst vor wenigen Jahren von dem Musikwissenschaftler Nicolò Macavino in einer Bibliothek von Messina wiederentdeckt und vom Laarer Chor mit der Dirigentin Christiane Schmidt erstmalig von einem Laienchor einem Publikum in Ostwestfalen vorgeführt.
Die berühmte biblische Geschichte über die Sintflut, mit der der alttestamentarische Gott die Menschen bestrafte, wurde von Falvetti meisterhaft vertont.
Falvetti - in der Musik und Giattini - im Libretto folgten den höheren Mächten, die in Form von Allegorien auftreten, negative und zwiespältige, teilweise dem Werk auch belächelnswerte Züge verleiht, die am Ende gegen menschliche Liebe im Bund mit Gott das Nachsehen haben. Der Chor brachte anhand eines erscheinenden Regenbogens mit Friedenstaube im Happy End des Oratoriums ihre Freude über die Zukunft zum Ausdruck. Musikalisch entfaltete dieses Oratorium in Laar in den vier Teilen eine Dramatik, die einer szenischen Oper durchaus nahekommt. Folglich wurde bei der Aufführung auch auf einen rein konzertanten Rahmen verzichtet. Solisten und Chor setzten den gesungenen Text im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Kirche beeindruckend in Szene.
Wenn im ersten Teil die göttliche Gerechtigkeit auftrat und eine Bestrafung der rebellischen Menschen forderte, erhob sie sich von einem Platz im Publikum und schritt erhaben zum Orchester auf die Bühne. Auch die vier Elemente traten nun auf und erhoben sich, um die Erde in Regen, Fluten, Hagel und Stürmen untergehen zu lassen. Damit wurde dem zahlreich erschienenen Publikum eine musikalische Wucht entgegen geschleudert und ließ bei der Zuhörerschaft den Eindruck entstehen, dass sich tatsächlich regelrechte Sturzbäche über sie ergössen.
Nach diesem ergreifenden Teil wechselte die Perspektive auf die Erde zu Noah und seiner Frau Rad. Sie fanden nicht nur stimmlich sondern auch darstellerisch zu einer berührenden Innigkeit. Rad begeisterte dabei mit einem raumfüllenden, warmen Sopran und Noah mit einem samtweichen Tenor, so dass bei beiden die göttliche Ergebenheit regelrecht spürbar war und man verstand plötzlich, dass Gott diese beiden Menschen nicht dem Untergang weihen wollte. Musikalisch und szenisch beeindruckend gelang auch der erste Auftritt von Gott.
Dann trat der Tod (La Morte) als weiterer theatralischer Affekt auf. Nachdem die Musik abgebrochen war, vernimmt man ein lautes Klopfen. Mit langsamen Schritten schritt der Tod als Sensenmann zum Chorraum. Ein dramatischer Auftritt. Der Tod changierte bei seinem Monolog zwischen Sprechgesang und Counter-Tenor, so dass der Registerwechsel der ganzen Szene eine surreale Färbung gibt. Der Tod wirkte dabei darstellerisch und stimmlich absolut bedrohlich. Der Chor brach erneut in seinem Gesang ab und konnte von den Wörtern "vita" und "morte" nur noch die ersten Silben erklingen lassen.
Nun trat die Allegorie der Natura Humana auf und beklagte das menschliche Leid, für das der Tod allerdings kein Mitgefühl hatte. Bemerkenswert war an dieser Stelle die Perkussion, die mit unterschiedlichen Schlaginstrumenten die unruhige und ängstliche Stimmung der Natura Humana einfing. Nachdem der Tod dann die ganze menschliche Natur in die Knie gezwungen hatte, kommt der Moment, wo Falvetti den Tod seiner Ernsthaftigkeit beraubt.
In einer Hoffnung spendenden Melodie entwickelte sich dann der Regenbogen, der in einem bewegenden Terzett besungen wird, in das am Ende alle einstimmten.
Der Friede war auf die Erde zurückgekehrt!
Heinrich Schütz, der „Vater der deutschen Musik“, hat mit dem Werk „Herr, unser Herrscher“ im Stil von Giovanni Gabrieli eines seiner klangprächtigsten mehrchörigen Werke geschaffen - Atemberaubende Musik.
Herr, unser Herrscher, SWV 27, op. 2 Nr. 6 Psalm 8 von Heinrich Schütz (1585-1672)
Oratorium : Il Diluvio Universale (Die universelle Flut)
Dialog für fünf Stimmen in vier Teilen, für Chor und Orchester, Libretto: Don Vincenzo Giattini, Musik: Michelangelo Falvetti (1642-1692) Uraufführung: 1682
Isabel Chrostek, Sopran - Wasser / Menschliche Natur
Irina Trudneva, Sopran - Rad, Noahs Frau / Luft
Isabel Grübl, Alt - Göttliche Gerechtigkeit
Jonathan Dräger, Tenor - Noah / Feuer
Florian Zanger, Bass - Gott / Erde
Thomas Streipert, Bass-Bariton / Altus - Weiser Narr / Tod / Rezitation / Gesang
Konzertmeister Gregor van den Boom
Andrea Schwager, Orgel / Cembalo
Yoana Varbanova, Percussion
Kammerorchester „la réjouissance“ Detmold
Christiane Schmidt, Künstlerische Leitung